Sonntag, 22. Januar 2017

Trost in der schlimmen Kirchenkrise

Das folgende wollte ich schon lange posten, ich finde es sehr tröstlich und hoffe, es hilft auch anderen:

"Ich sah wie die Braut Christi Leben spendete, weil sie in sich solche Lebenskraft besitzt, dass niemand sie vernichten kann. Ich sah, dass sie Kraft und Licht spendete, und dass niemand sie kraftlos und lichtlos machen kann, und ich sah, dass ihre Frucht sich nie mindert, sondern immer wächst."
So schrieb die heilige Katharina von Siena, als nach ihren Worten "das Übermass des Übels über die Kirche hereinbrach", so dass niemand "eine solch trübselige Zeit gesehen wie die jetzige, wo Finsternis über die Kirche gekommen, menschliche Hilfe aber nicht mehr ausreicht".

Es war die Zeit, als das furchtbare Ärgernis des abendländischen Schismas unsägliches Unheil über die Kirche brachte. Nach dem unseligen, siebzigjährigen Babylonischen Exil der Päpste zu Avignon standen sich jetzt von 1378 bis 1417 zwei und zum Schluss sogar drei Päpste in bitterer Feindschaft gegenüber.
Selbst die Bestgesinnten und Heilige kannten sich kaum mehr aus. Tiefgesunken war vielfach der Klerus, weithin entartet waren die Orden und nicht selten der Verachtung anheimgefallen. In den damaligen Verhältnissen liegen die tieferen Gründe für die Kirchenspaltung, die hundert Jahre später mit dem Auftreten Luthers ihren Anfang genommen hat.

Jene traurige Zeit war es, in der aber auch die Devotio moderna entstand. Sie führte in der "Imitatio Christi" des Thomas von Kempen und in ihrem weiteren Verlauf in den Exzerzitien des heiligen Ignatius die Aszetik zu einer Höhe hinauf, die his heute nicht überschritten und durch Werke von ähnlicher Bedeutung und ebenso nachhaltiger Wirkung nicht wieder errreicht worden ist, - ein Beweis für die Lebenskraft der Kirche mitten unter den ungünstigsten äußeren Zeitverhältnissen!


Alles gefunden in:
Carl Richstätter: Thomas von Kempen, ein deutscher Mystiker, Franz Borgmeyer Verlag Hildesheim, 1939
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